Höhlen

Obere und Untere Schiesserbachhöhle - Rettenbachtal Salzkammergut

Glatter Fels als guter Schliefgrund
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Cavum und Cave die zweieiigen Höhlenzwillinge.

Die beiden Höhlen liegen wie Zwillinge direkt übereinander und zeigen sich in ihrer Art als lebendige, kleinräumige Höhlen. Charakterlich unterscheiden sie sich aber insofern beträchtlich, da nicht wie man meinen möchte, das Wasser der Oberen in die Untere abfließt, sondern das Wasser der Oberen Schießerbacherhöhle eigenständig nach außen abgegeben wird, während die Untere nur eine sehr mäßige Wasserführung aufweist.
Auf diesem Unterschied in der Wasserführung beruhen wahrscheinlich auch die bizarren Wassertöpfe der Oberen während in der Unteren Versturzblöcke dominieren, ganz abgesehen von der Spezialität des sogenannten Ungustl-Canyons.

Lage

Der Rettenbach bei Bad Ischl weist nur wenige ganzjährig Wasserführende Zubringer auf. Taleinwärts, nach etwa 2 km, quert die Rettenbachalmstrasse ein größeres Bachbett, das dem Tiefenbachgraben gehört, welches aber meist trocken erscheint. Es ist die einzige Brücke welche ein Geländer besitzt.
Knappe 150 m weiter, kommt ebenfalls von links, der Schiesserbach, welcher jahreszeitlich eine sehr unterschiedliche Schüttung aufweist. Zur Zeit der Schneeschmelze und nach Regenperioden macht dieser Wasserlauf seinem Namen alle Ehre. Da werden die wenigen Gesteinsstufen zu Kaskaden und eine strahlend weiße Gischt stürzt sich so vehement zu Tal dass es sogar bis auf die Brücke spritzen kann. Das Bachbett wird größtenteils von großen, mit Moosen und Algen überwachsenen Steinplatten gebildet, die dem Wasser den ungehemmten Lauf ermöglichen.
Noch von der Forststrasse aus kann ein 40 m weiter oben befindlicher Wasserfall erspäht werden. Dieser verdeckt das Portal der Unteren Schiesserbachhöhle. Weitere 30 m darüber befindet sich die Obere Schiesserbachhöhle.
Rechtsseitig des Schiesserbaches führt ein zum Teil undeutlicher Steig steil den bewaldeten Hang bergan. Auf Höhe des Wasserfalles, wo nun das Portal der Unteren Schiesserbachhöhle eingesehen werden kann, endet ein Geröllfeld das am besten rechts umgangen und erst 30 m weiter oben gequert wird. Am Fuß einer Steinwand, genau über dem Bachbett des Schiesserbaches, verläuft ein baumbestandener Absatz womit das unscheinbare horizontal schlitzförmige Portal 7a der Oberen Schiesserbachhöhle erreicht wird.
Die Obere Schiesserbachhöhle mit der Katasternummer 1616 / 7 a, b, liegt auf 642 m ü. M., ist eine ständig Wasserführende Höhle deren Schüttung auch schon auf kurze heftige Regenfälle reagiert. Dieser Umstand sollte bei einer Befahrung im Sommer stets berücksichtigt werden!

Befahrung der Oberen Schiesserbachhöhle

Es mag als reizvoller gelten wenn die Befahrung der Höhle durch das Portal 7 b begonnen wird. Auf dem Absatz am Wandfuß vom Portal a erreicht man nach ca. 30 m das Portal 7 b welches geräumig in die so genannte Nebenhöhle führt. Wenn der Wasserschlinger beim Portal a nicht mehr ausreicht entleert sich das Höhlenwasser durch die Nebenhöhle aus dem Portal b welches dazu auch eine recht deutliche Rinne aufweist.
Von diesem Portal aus führen zwei parallele Gänge nach Osten. Der Nördliche hat ein wohlgeformtes fast rundes Profil das bald zum Schliefen zwingt. Nach gut 10 m, durch eine abschließende horizontale Engstelle hindurch wird eine kleine Räumlichkeit erreicht in der man sitzen kann. Hier trifft sich auch der südlichere Gang dessen Boden mit vielen kleinen Bruchsteinen, ja sogar Wurzeln übersät ist.
Nun setzt sich der Gang über sechs wadentiefe bis seichte Wassertöpfe fort und endet nach 30 Metern mit einem kurzen Schlufstück im Badewannenraum. Die 3 x 3 m große und gut 50 cm tiefe Badewanne hat ihren Abfluss in einem scharf nach Süden abzweigenden Bett zum 10 m entfernten Wasserschlinger beim Portal a.
Im leicht gewölbten Uferfelsen der Badewanne sind schöne Megalodonten (Kuhtrittmuscheln), dem Leitfossil des Dachsteinkalkes aus der Trias (vor 210 Millionen Jahren) enthalten. Die Decke hingegen zieren zigfache silberne Wassertropfen und einige kleine Stalagtitenbasen. Die Badewanne wird vom Wasser aus vielen horizontalen Spalten ihrer östlichen Begrenzungswand gespeist. Nur bei Hochwasser stürzt das Wasser direkt aus dem Gangmund.
Mittels eines verankerten Halteseiles gelingt der Aufstieg in den weiterführenden Gang recht gut. Hier beginnt das charakteristische Gangprofil dieser Höhle von durchschnittlich 1,5 m Breite und 2 m Höhe. Die unregelmäßigen Seitenwände des hellbraunen Kalkes sind sehr griffig. Am Gangboden imponiert zunächst eine sehr schöne Mäanderrinne im Felsen. Diese wird abgelöst von einer Vielzahl an zumeist verkehrt kegelförmigen Wassertöpfen die diesem Gangstück auch den Namen verliehen haben. Gleich die ersten beiden Strudeltöpfe liegen unmittelbar hintereinander und zählen zu den tiefsten, bis über 1,5 m, wenngleich diese beiden nur bei Hochwasser gefüllt sind. Bei Niedrigwasser übergibt der höher Liegende dem Unteren durch einen Spalt in der Trennwand seinen Inhalt.
Eine gut faustgroße Sinterkugel ragt aus der Ostwand in den Gang hinein. Ein versteinerter Spielball der Nereiden oder harrt sie ihrer Vollendung zum Kugelläufer für einen Kolk?
Auch bei Niedrigwasser sind alle Töpfe gefüllt und müssen je nach Ausdehnung manchmal weit überspreizt werden.
Mehrmals begegnet man Sintervorhängen die sich bis zu 1 m verbreiten und mit 10 cm langen stumpfen Spitzen überhängen. Die Sintergebilde kommen alle aus der orographisch linken Seite des Ganges.
Mit einer Rechtskurve, die linkerhand weit ausgebuchtet ist, wendet sich der Gangverlauf nach Osten. Hier ist ein großer Wassertopf zu überspreizen, allerdings kann auch die linksseitige Variante gewählt werden wo sich hinter einem niedrigen Felskamm ein kleiner Strudeltopf befindet. Der folgende ca. 30 m lange Abschnitt wird Nerineen-Gang bezeichnet, wendet sich am Ende fast exakt nach Norden und endet im Vorraum zur Wasserfallhalle.
Kurz vor Erreichung dieses Raumes springt rechts eine horizontale Felsplatte hervor mit einer Landschaft artigen Reliefformation. Bei geringem Wasserstand kann man am Gangboden bleiben um sehr gebückt unter einer Schichtfuge in die Halle zu gelangen. Ansonsten ist bei dieser Passage mit kräftigem Wasser aus der Wasserfallhalle zu rechnen. Eine andere Möglichkeit bietet sich in Form eines linksseitigen vertikalen augenschlitzförmigen Seitenganges zu dem fast 2 m aufgestiegen werden muss. Dieser 5 m lange Schluf weist am Boden ein elliptisches Loch auf durch das man bequem durchschlüpfen könnte um in den unteren Gang zu gelangen. Gleich neben dem Loch zeigt die Felswand einen kleinen Spalt der den Eindruck vermittelt als würde die dünne Wand leicht per Hand einzudrücken sein. Aber weit gefehlt! Es wird vielleicht noch hunderte Jahre Wasserkraft brauchen um ein veritables Loch zu schaffen. Der Gang endet mit einen niedrigen Felsrippe neben der sich die Spalte für die untere Passage auftut. Bei Hochwasser gilt es durch den Spritzschleier des Wasserfalles in die eigentliche Ausdehnung der etwa kegelförmigen Wasserfallhalle zu gelangen. Bei Niedrigwasser ist dies wenig bis gar nicht problematisch.
Die Halle weist rechts (ostseitig) eine Felsbank auf der man nahezu trocken die 5,5 m hohen Wand erreichen kann. In der Wand hängt ein hilfreiches blaues Plastikseil um die scharfzackigen schrägen Querrinnen welche die Wand charakterisieren besser bewältigen zu können.
Mit dem neuen Gangmund beginnt ein 25 m langer fast schnurgerader Gang. Der Gangboden ist übersät mit unterschiedlich großen Strudeltöpfen in bizarrsten Randformen. Das Wasser plätschert von einem Topfrand in den nächst tieferen oder manchmal auch durch entsprechende Wandschlitze. Unschwer lässt sich erkennen dass die meisten Töpfe früher wesentlich höher waren, die Zwischenwände aber mittlerweile durchgenagt wurden und nur mehr an den Seitenwänden des Ganges halbkreisförmig erkennbar sind allerdings mit scharfen Kanten.
In der hinteren Hälfte des Ganges eröffnet sich nach Westen ein enger waagrechter Schluf der nach gut 5 m in einem Siphon endet. Ein gelber Wasserschlauch zeugt von dem Versuch diesen Siphon künstlich zu entleeren was aber bisher noch nicht gelang. Vorbei an diesem Schluf endet auch der Hauptgang schließlich mit einem Siphon in 186 m Tagferne.
Hier beginnt die Herausforderung für die kühnen Höhlentaucher die in den 90er Jahren schon mehrere Vorstöße unternommen haben und durch 3 Siphone hindurch die Höhle um 78 m weiter erkundeten. Die Siphone werden als eng, kleinräumig und unübersichtlich beschrieben wobei der 3. Siphon rechtwinkelig nach Osten abzeigt. Das unabsehbare Ende muss wohl durch die scharfkantige Enge der Räumlichkeit als verschlossen bezeichnet werden.
Hat man am Rückweg wieder die Badewanne erreicht bietet sich nun die Möglichkeit die Höhle durch das Portal a zu verlassen. Schon hier kann Tageslicht erspäht werden und bei großen sommerlichen Temperaturunterschieden schlägt einen warme Luft entgegen. Gebückt lässt sich die 10 m Strecke begehen wobei sich rechts eine immer mehr ausladende Felsbank entwickelt. Links versickert der Höhlenbach in der Schwinde um außen etwa 3 m unter dem Portal wieder zutage zu treten. Während der Schlaz (SCHliefAnZug) bislang sauber blieb und höchsten nass geworden ist kommt man im Schliefstück des Portalbereiches a mit Bergmilch, Humus und Falllaub in Kontakt wodurch erkennbar wird dass man sich wirklich auch am Bauch hat fortbewegen müssen.

Die Obere Schiesserbachhöhle wurde 1980 von den Höhlenforschern E. Eichbauer, E. Fritsch, J. Wachenberger und W. Donner vermessen.

Befahrung der Unteren Schiesserbachhöhle

Um den Eindruck der Gleichheit und Unterschiedlichkeit von zweiigen Höhlenzwillingen gut nachvollziehen zu können ist es von Vorteil die Befahrung der Unteren Schiesserbachhöhle mehr oder minder unmittelbar an die Befahrung der Oberen anzuschließen.
In diesem Falle gilt es von den Portalen der Oberen gemäß dem Aufstieg abzusteigen, das heißt die steile Rinne zu umgehen um auf Höhe des unteren Höhlenportals zu traversieren.
Das Portal der Unteren Schiesserbachhöhle ist durch den Wasserfall der von der Oberen Höhle gespeist wird gekennzeichnet. Seine Intensität reicht von einer weißgischtigen breiten Wand bei Schneeschmelze und nach Regenperioden bis zu einem mäßigen Gerinne im trockenen Hochsommer. Im Winter imponiert ein ausgeprägter Eiswasserfall dass man sich ein Loch schlagen muss um in die Höhle zu gelangen.
Der Portalbereich weitet sich westlich in ein Abri aus an dessen Ostrand, unter einem überhängenden Felsen hindurch, ein in etwa pilzförmiges Portal zur Gestaltung gelangt.
Während die Obere Schiesserbachhöhle bis zum Nerineen-Gang einen nordöstlichen Verlauf nimmt und sich dann nach Norden wendet, behält der Hauptgang der Unteren seinen Nordostverlauf bei, unter Einschaltung einer S-Kurve etwa in der Mitte der Gesamtstrecke.
Gleich nach dem Portal stehen wir vor dem ersten Charakteristikum der Unteren Schiesserbachhöhle nämlich den Versturzblöcken welche den Gang dieser bis über 5 m hohen Eingangshalle bedecken. Zugleich zeichnet sich das Profil einer ca. 55° nach Osten geneigten und 60 m langen Kluft ab die das Gangstück namensgebend als Lange Kluft prägt.
Die hellgraue Gesteinsfarbe nuanciert im weiteren Höhlenverlauf nur noch ins Dunkelgrau und als zweites Charakteristikum begegnet man bereits in der Langen Kluft den Fließfacetten in unterschiedlicher Größe.
Der Gang weist einige Engstelle auf die aber trotzdem gut passierbar sind während am Kluftgrund ein seichtes Wasser träge dem Portal zufließt.
Nach 45 m gibt die Ostwand plötzlich Raum für einen Kolk frei der sich bei regem Befahrungsverkehr durchaus als Ausweichstelle anbieten würde. Sein oberer Rand mit 1 m im Durchmesser ist von einer auffälligen fingerdicken Rinne markiert.
Das Ende der Langen Kluft befindet sich wieder ein ansehnlicher Versturzraum mit einer 9,2 m hohen Wassfallwand an seiner Stirnseite. Das Wasserfallwandl wird fast in seiner ganzen Breite berieselt, ein richtiger Wasserfall bildet sich (wahrscheinlich) nur bei ausgeprägtem Hochwasser. Das Wasserfallwandl erlebte schon verschiedenste zumeist recht primitive Aufstiegshilfen; die beste ist noch immer das liegende blaue Kunststoffseil.
Hat man die Wandoberkante erreicht setzt sich der Weg geräumig fort um nach 6 m über Versturzblöcke aufsteigend die Kurve nach Süden zu erreichen. Hier sind an der Wand einige angerusste Inschriften zu erkennen.
Ein Stück weiter zwingt das Höhlenprofil im so genannten Sunk zum Vierfüsslergang um mit Vollendung der S-Kurve in der Inschriftenhalle zu stehen. Die älteste darin entdeckte seriöse Namensinschrift ist auf das Jahr 1928 datiert.
Mit dem nun folgenden Bergthaller-Schluf nimmt der Gangverlauf wieder seine gewohnte nordöstliche Richtung. Auf mit unzähligen kleinen Fließfacetten übersätem Felsboden kriecht man leicht ansteigend in den Schluf hinein. Decke und Boden verengen sich aber kontinuierlich sodass ein Weiterkommen nur den Schlanken vorbehalten ist. Für alle anderen hat diese Passage eine Lochvariante bereit. Linkerhand, nach einem Felsblock der einen senkrechten Spalt aufweist, eröffnet sich eine recht unregelmäßige Öffnung. In diese gilt es, mit den Füßen voran zu kriechen um dadurch in einen passablen Hohlraum zu gelangen. Dieser kann dem Gangverlauf entsprechend, kriechend auch wieder verlassen werden um damit die Blockhalle mit ihren großen Versturzblöcken zu erreichen.
An der südöstlichen Wand dieser Halle steht aufrecht eine annähernd dreieckige Felsplatte. Dahinter ist eine berieselte Wand deren Wasser auch ein leichtes plätschern verursacht weil in einer kleinen Wandstufe eine Mulde liegt. In 3,5 m Höhe hat die Wand einen Sinterwulst und darüber eröffnet sich die Spezialität der unteren Schiesserbachhöhle: der Ungustl-Canyon. Nomen est omen!
Dieser Canyon hat mit steter Ansteigung einen 200 m langen Verlauf nach Osten. Dieser Anstieg hat auch den größten Anteil in der Gesamtniveaudifferenz der Höhle von 102 m.
Der Mündungsbereich des Canyon imponiert durch einige sehr schmale und scharfkantige horizontale Felsplatten die aus den Seitenwänden hervorragen und sogar Brücken bilden. Der Gangboden wird in allen aufsteigenden Bereichen mit Wasser berieselt. Engstellenbereiche mit Bezeichnungen wie Masseur, Wasserschlauch, Schnauferl, Würger, Sinterschikane sprechen ihre eigene Sprache für Gangprofil und Befahrenstechnik. Dieser Höhlenteil sollte erfahrenen Enthusiasten vorbehalten bleiben.
Der nordöstliche Bereich der Blockhalle entsprechend dem weiteren Verlauf des Hauptganges bildet einen niedrigen Versturzraum der über zwei Stufen kriechend zu überwinden ist. Der nun folgende 40 m lange Schichtfugengang ist größtenteils relativ niedrig mit einer Schräge von ca. 15°. Die gesamte südöstliche Schrägwand, orografisch links, weist Fließfacetten auf. Mit einem flachen Siphon 21,6 m über dem Portalniveau endet hier der Hauptgang in 185,7 m Tagferne. Unter einer Felsplatte breitet sich ein Sintervorhang aus. An der Decke über dem Siphonbereich wurden schon mehrmals sehr schöne Luftblasengebilde bis zu 8 cm Länge beobachtet. Versuche, den Siphon mittel Heberprinzip zu entleeren haben bislang noch immer fehlgeschlagen.

Die Untere Schiesserbachhöhle wurde von den gleichen Forschern wie die Obere vermessen. 1992 haben H. Zeitlhofer und L. Pürmayr die letzte Strecke des Ungustl-Canyon vermessen.

Bericht: Ludwig Breidt

Ein erster Durchschlupf     Ganzkörpertopf oberhalb der Badewanne     Untere Passage zur Wasserfallhalle     Zwischenfüllung im Siphongang